Wohnbebauung Oberfeld Kundl
2022
6250 Kundl, A
1. Preis geladener Wettbewerb
NHT NEUE HEIMAT TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH, Innsbruck
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Eine tiefgreifende Transformation, die Entstehung eines neuen Quartiers ”Kundl Oberfeld” von einer isolierten städtebaulichen Randlage hinzu einem integrativen Ortsteil mit einem offenen, durchmischten Gefüge verknüpft mit einer konnotierten und differenzierten Anbindung die bestehenden Außenräume und bindet diese im Inneren. Der Siedlungsgedanke unterliegt hier durch die eindeutige strukturelle Haltung und klare Orientierung einem positiven Narrativ und schafft Verbindlichkeit.
Die Siedlung selbst ist ein städtebauliches Kind der Industrialisierung und wurde zu großen Teilen aus den Idealen der Gartenstadtbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelt. Nach den ersten Arbeitersiedlungen in der Zwischenkriegszeit erfuhr die Siedlung in den Tallandschaften von Tirol durch Arbeitsmigration ihre Prägung. In fast allen größeren Gemeinden entstanden die städtebaulich anschaulichen ”Südtirolersiedlungen”.
Identität stiftende Bauten und Wiedererkennbarkeit bildeten hier einen wesentlichen Anteil der Integration. Neben der kompakten, vielfältigen Wohnlichkeit sind die gemeinsamen Freiflächen und Nutzergärten zentraler Ort der Kommunikation. Acht kompakte Baukörper bilden im Finale unterschiedlich besetzte Außenräume zueinander, die durch den rhythmischen Wechsel in Höhe und Lage Vielfalt und Identifikation schaffen. Dabei bilden die viergeschossigen vom Grundstückssaum zurückgesetzten Gebäude mit den dreigeschossigen Randbauten Orte, die eine rurale Klammer zu Umgebung fassen. Einem Vorgarten gleich korrespondieren hier die Hauseigenen Frucht- und Genussgärten mit der Idylle der Randlagen. In selber Konsequenz eröffnet sich im Inneren des Quartiers eine neue Öffentlichkeit, die durch Themenräume geformter Landschaften, Streuobstwiesen oder abgestuften Spielflächen Diversität von hohem Aufforderungscharakter entwickeln.
Die porösen dichtesten Stellen zwischen den Gebäuden bilden nicht nur den infrastrukturellen Anker in das bestehenden Wegenetz der Umgebung, sondern sind auch wesentliches Bindeglied in der verschränkten Kommunikation der räumlichen Orientierung. Im Zentrum dieser Durchlässigkeit liegen die korrespondierenden Eingänge der einzelnen Häuser. Diese Nachbarschaft schafft mit den tangierenden Fahrradräumen, denen auch eine gesellschaftliche Mehrfachnutzung zugedacht ist, eine ansprechende Übersichtlichkeit und die notwendige soziale Integrität.
Der eindeutig strukturelle Ansatz der Gebäudetypologie mit einen zentralen Erschließungskern in der Mitte schafft Reihum Wohnungen, die immer in zwei Himmelsrichtungen orientiert sind. Diese Anordnung als Vierspänner lässt sich bei Bedarf oder zukünftig veränderten Anforderungen ohne wesentliche Umformungen an Fünf- oder gar Sechsspänner anpassen, ohne den getragenen Siedlungscharakter zu konterkarieren.
Konstruktiv folgen die Gebäuden der Idee des Skelettbaus aus Recyclingbeton mit einem aussteifenden Kern in der Mitte und einer Multibox- bzw. Holzständerfassade. Dabei bildet der Beton in den energetischen Überlegungen die notwendige Speichermasse und die Holzfassade den nachhaltigen Ansatz auch im Bereich der grauen Energie. Im Endausbau wird die zusammenhängende Tiefgarage mit ca. 150 Pkw Einstellplätzen getrennt im Süden und Norden entlang des Oberfelds erschlossen.
In allen Etappen bleibt es das konsequente Ziel das Wesen eines verbindenden Ausdrucks zu erschaffen, einer systematischen Haltung zu folgen, die Identifikation stiftend wirkt. Die neuen Außenräume verbinden dabei die vermeintlichen Grenzen des Quartiers in einer abgestuften Unverbindlichkeit mit der kleinteiligen Bebauung im Süden und Westen und öffnen sich ins freie Feld.
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aus dem Jurybericht
" ... Die Baukörper überzeugen in ihrer klaren Verortung und städtebaulichen Positionierung. Optimale Durchwegungen und die Weiterführung der bestehenden Siedlung überzeugen die Jury. Die Außenräume mit ihrem dörflichen Charakter sind gut proportioniert und wirken identitätsbildend. Die innere Organisation der Baukörper wurde zusätzlich sehr löblich hervorgehoben, kompakte Vierspänner Grundrissformen und davor gesetzte Balkone mit gut geplanten Wohnungstypen. Die gut gesetzten Hochpunkte der acht Baukörper ermöglichen eine gute Belichtung. Die Bauabschnitte sind sehr gut organisierbar."