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Wohn- und Geschäftshaus Tosters am Platz

2014

Wohnbau

6800 Feldkirch, AT

1. Preis geladener Wettbewerb

Hilti & Jehle GmbH

      • ”Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
        vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
        mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
        vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
        aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

        Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:

        Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
        Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
        Radio, Zentralheizung, Vakuum,
        eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
        eine süße Frau voller Rasse und Verve -
        (und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -
        eine Bibliothek und drumherum
        Einsamkeit und Hummelgesumm ...
        .”

        Kurt Tucholsky 1927

        Zwei L-förmige Baukörper verschränken sich im Dialog zu einem durchlässigen monolithischen Semiatriumgebäude, das sich einmal nach Südwesten und das andere mal nach Nordosten auf verschiedenen Ebenen öffnet. In seiner länglichen Ausdehnung und Porosität auf verschiedenen Niveaus schafft diese figurale Ausformung ein urbanes Flair mit unterschiedlichsten Aufenthaltsqualitäten. Es entsteht ein vielfältiges Angebot an Wohnungen und Außenräumen, die Unverwechselbarkeit und Identifikation schaffen. Urbane Zentralität für den ganztags beschäftigten Citoyen geht hier mit dem ruhigen, naturverbundenen Stadtrandbewohner eine moderne Symbiose ein.

        Entlang der Egelseestrasse weicht die neue Bebauung leicht von der vorderen Bebauungslinie zurück und bildet mit der gegenüberliegenden Pfarrkirche Hll. Cornelius und Cyprian und dem bestehenden Geschäftszentrum die neue Begegnungszone Zentrum Tosters. Entlang dieses nach Süden offenen Platzraumes öffnen sich drei Geschäfte, eine Bäckerei und der Eingang zur Markthalle.

        Die inneren beiden großzügigen Gartenhöfe befinden sich auf unterschiedlichen Niveaus. Der obere Gartenhof ruht auf dem Dach der Markthalle. Diese ”Stadtterrasse” ist über eine mondäne Treppe mit dem unteren Gartenhof verbunden.

      • Beide werden von Flanierdecks begleitet, beherbergen Privatgärten ebenso wie ”urban gardening” Projekte. Diese halböffentliche Durchwegung ist auch Teil des Kinderspielflächenkonzepts, das sich auf mehrere Orte am Grundstück verteilt. Das bewusste Abrücken zur westlichen Hangkante schafft Distanz zum nahen Wald und öffnet den ländlichen Freiraum. Im östlichen Bauteil zum Zentrum hin befinden sich 24 im westlichen zu den Freiflächen hin 39 Wohnungen. Die Wohnungen sind in ihrer inneren Orientiertheit vielfältig wie in ihrer Ausrichtung und verfügen alle über großzügige Terrassen. Ein Großteil der Bäder ist natürlich belichtet und belüftet. Je Geschoß lassen sich jeweils mehrfach zwei Zweizimmerwohnungen problemlos in eine Vierzimmerwohnung umwandeln. Der motorisierte Verkehr sowie die Versorgung der Markthalle werden entlang der östlichen Zufahrt konzentriert, der Rest der Flächen ist dem Fußgeher und dem Fahrradfahrer vorbehalten. Das äußere Erscheinungsbild ist rural städtisch. Der monolithische Tektonik des Sichtbeton in erster Ebene folgen mehrere Schichten des feinhaptischen Holzes, besonders in den Wohngeschossen.

        aus dem Jurybericht

        „... Der Entwurf besticht durch eine konsequente städtebauliche Haltung und eine wohltuende Einfachheit der Baukörper. Mit der geometrischen Grundhaltung werden gekonnt Bezüge zur umgebenden Bebauung hergestellt und das Projekt gesamthaft optimal verortet. Durch die Ausdehnung und Gliederung der Gesamtanlage entstehen abwechslungsreiche, sehr gut nutzbare Außenräume sowie ein angemessener Übergang zum verkehrsberuhigten Bereich des Dorfzentrums.

        Die Geschäfte und der Markt sind logisch positioniert und werden durch eine eindeutige Erschließungs- und Nebenraumzone ergänzt. Die gut orientierten Wohnungen werden über vier Treppenhäuser erschlossen, welche die Gesamtanlage in überschaubare Einheiten gliedern. Die klare Gestaltung der Fassaden sowie deren Materialität sind überzeugend und vervollständigen den Eindruck eines gelungenen Entwurfs.“