-
+

Neubau Kinderhaus Weinschlössle Bregenz

2024

6900 Bregenz, A

1. Preis EU-weiter Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Landeshauptstadt Bregenz

      • Der Ort

        Um im 17. Jahrhundert nach Bregenz zu gelangen war die Landstraße in Ihrer Verlängerung - der heutigen Gallusstrasse - einer der wenigen Zugänge zur Stadt.  An der Abzweigung in Richtung Gebhardsberg lag vor der Stadt das Gasthaus Weinschlössle. Der bestehende mehrfach renovierte Fachwerkbau ist nicht nur maßgeblich sozialhistorisch verankert, er bildet auch generationenübergreifend mit dem Kindergarten in hohem Maße ein Ort der lokalen Identifikation und gesellschaftlicher Ankerpunkt.

        Knappheit ist kein Mangel. Eine Aufgabe einzugrenzen, bedeutet sich zu entscheiden, sich mit den Ressourcen und dem Ort rücksichtsvoll auseinander zu setzen. Das neue dreigeschossige Kinderhaus will weder Antagonist noch Marginalie zum bestehenden viergeschossige Giebelbau sein, vielmehr sind es die im Kontext liegenden Solitäre, eingebettet im gärtnerischen Grün, die hier Vorbild und Pate sind. In einer gewissen eigenständigen Ruhe ergänzen sich die beiden Gebäude über eine neu belebte demokratisch genützte Mitte.

        Der Außenraum

        Man durchschreitet förmlich die rurale Komprimiertheit der Frei- und Spielflächen der Kinder, um mittig im Neugebäude empfangen zu werden. Das Fachwerk des Weinschlössle, die feingliedrige Fassade des Kinderhauses und die bespielte Rückwand des eingeschossigen Garagengebäudes an der Nordseite bilden einen übersichtlichen, vermittelnden Hof zur Öffentlichkeit, ein Ort des Austausches und der Kommunikation. Die bestehenden Bäume und Naturarchipele werden entlang der Garagenwand durch ein Spiel- und Lernregal ergänzt. Ähnlich einem Setzkasten befinden sich hier Truhen für alle möglichen Utensilien, Spielgeräte selbst und Duft- und Fruchtpflanzen in Hochbeeten. Daneben laden unterschiedlich Biotope und begeh- und berührbare Naturerlebnisse zu Entdeckungstouren ein. Es ist ein Auseinandersetzen mit den Elementen und das Sammeln von Materialen und Erfahrungen. Dazwischen mischen sich die sportlichen und spielerische Bereiche. Der externe Zugang zum Bewegungsraum liegt im Westen und ist fußläufig an das örtliche Wegenetz zusätzlich angebunden. Diese differenziert gestalteten Freibereiche bilden mit ihren anschaulichen Angeboten eine vielfältige und atmosphärisch dichte Erlebniswelt.

      • Überarbeitung

        Kindergarten – Kinderbetreuung – eine vollzogene Überlegung

        Wir sind uns treu geblieben und haben den konzeptiven Ansatz der ersten Überlegungen entsprechend den Empfehlungen weiter vertieft. Organisatorisch hat sich das Erdgeschoss strukturell am wenigsten geändert.  Großzügige Erschließungs- und Kommunikationszone mit zentralem Stiegenhaus. Diese Verteilerzone erstreckt sich über alle Geschosse. Der Multifunktionsraum und der Bewegungsraum mit separaten Zugang sowie die Büroräume des Kindergarten umkreisen diese Mitte.

        Durch eine Anpassung des konstruktiven Rasters wird besonders in den beiden Obergeschossen die nördlich gelegene dienende Zone zugunsten der Gruppen-, Ausweich- und Therapieräume entlastet. Die Kleinkinderbetreuung mit zwei Gruppen konzentriert sich nun im ersten Obergeschoss und besitzt in deren Mitte eine Kindergarteneinheit. Im zweiten Obergeschoss befinden sich drei weitere Kindergartenmodule. Alle Gruppenräume sind umspült von der Durchlässigkeit der Ausweichräume. Das verbindende Oberlichtshed entlang der Mitte des Kinderhauses bringt nicht nur Licht tief ins Innere bis ins erste Obergeschoss, sondern gewährt auch über drei zweigeschossige Lufträume eine Querdurchlüftung. Diese simple Grundstruktur ergänzt sämtliche Räume in zweiten Obergeschoss und schafft so schlichte Identität. In den beiden Obergeschossen öffnen sich komplementär im Besondern die Räume an den Stirnseiten des Gebäudes in die umgebenden Naturlandschaften.

        Konstruktion – Atmosphäre

        Den ordnenden Rahmen nach außen bildet der weiße gestockte Sichtbeton, der die hölzernen Füllungen sowohl zur Schauseite in den Garten zum Eingang als auch in die umgebenden Naturräume an den Stirnseiten in verschiedenen Ebenen abbildet. Das Materialkonzept im Innenraum wird weitgehend durch den Einsatz von Holz und verschiedener mineralischer Stoffe bestimmt. Konsequenz, Solidität und Haptik sind wesentliche Gestaltungsmerkmale für ein vertrautes Erscheinungsbild, das Kindern und Pädagog:innen genügend Gestaltungsspielraum zur eigenen Entfaltung überlässt.

        Die innere Konklusion folgt der Äußeren und umgekehrt. Die Stirnseiten mit den großen Öffnungen in die umliegenden Gärten des ”Dorfs” gehen an den Längsseiten in eine taktile Raumstruktur über, die sich feingliedrig, wie das haptische Gewebe einer Gartenlaube über die Fassade zieht. Schutz, Transparenz und die unterschiedlichsten Lichtstimmungen greifen so ineinander.