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Ortskernentwichlung Postareal Lech

2017

Öffentlich

6764 Lech am Arlberg, AT

1. Preis EU-weiter Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

Gemeinde Lech am Arlberg

      • Die gegenwärtige und historische Dorfstruktur von Lech wird durch den Lech Fluss die weithin sichtbare Kirche St. Nikolaus geprägt und besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser urban - dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der neue kommunale Kern ist hier, neben den bestehenden wirtschaftlichen Zentren, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.

        Die beiden neuen Gebäude des Gemeindeamts mit Dorfrezeption und LZTG und des Mehrzweckgebäudes mit Veranstaltungssaal bilden mit der bestehenden Anhöhe der Schule einen Dorfanger, eine Allmende, die mit der Kirche St. Nikolaus ein erlebbares kommunales Zentrum schaffen.

        Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohem Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Interessensgruppen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die zentrale Erschließung über den neuen Dorfplatz und die alles umschließende Vernetztheit. Das Zurückweichen des Gemeindeamts schafft nicht nur einen Antagonisten zum ” Rüfi-Platz” sondern vielmehr ein neues kommunal - wirtschaftliches Zentrum, das sich nach der Torsituation beim Hotel Krone - der Ouvertüre zur neuen Öffentlichkeit - zu einem zentralen Empfangsraum für Lech entfaltet.

        Beide Gebäude sind aber nicht nur um einem zentralen Außenraum positioniert. Die städtebauliche Anordnung bildet zusätzliche Subräume ab, die sich wiederum in das umliegende, fußläufige Netzwerk nahtlos integrieren. So entstehen zusätzliche eigene Identität stiftende Außenbereiche für die Dorfrezeption, die Shops, die Café- und Clubbingbreiche ebenso wie für die Fluss Bar u.vm.

        Im neuen Gebäude des Gemeindeamts schrauben sich die Funktionen der Dorfrezeption, des LZTG und der Gemeindeverwaltung stetig um eine gemeinsam genutzte Mitte nach oben. Zweigeschossige Lufträume an den Fassaden geben die Blicke auf das Tummeln am Schlegelkopf ebenso frei wie auf den neuen Dorfplatz.

        Im rechten Winkel zum Gemeindeamt und dem Duktus der Bebauung entlang der Lech folgend reiht sich das neue Kultur- und Wirtschaftsgebäude in die bestehende Struktur ein. Während im Erdgeschoss sich im Wesentlichen die Shoppingflächen und die Gastronomie befinden präsentieren sich im 1. Obergeschoss zum Lech die neuen Büros und zur Lechtalstraße die Musikschule. Hier kann auch von einem kleinen Foyer der Musikprobenraum extern für Veranstaltungen und Vorträge genutzt werden.

        Der gesamte Südwestliche Bereich im 2. Obergeschoss ist dem Foyer des Mehrzwecksaales mit eindringlichem Blick auf die Kirche St. Nikolaus, dem Omeshorn und dem Schlegelkopf vorbehalten. Von hieraus lässt sich auch das Treiben auf dem zu Füssen liegenden Dorfplatz, aber auch der andere Zentrumstrubel einfangen. Das gesamte 2. Obergeschoss ist bis auf die Versorgungschiene an der nördlichen Kante zum Oberlechbahn stützenfrei.

      • Dadurch wird nicht nur eine völlige Flexibilität in der Nutzung garantiert, sondern es lassen sich auch unterschiedlichste Saalszenarien mit gewichtigen Außenraumbezügen herstellen. So lassen sich von der ”Big Party” über das gesamte Geschoss auch zwei oder drei kleinere, gleichzeitige Veranstaltungen mit gemeinsamen Foyer bereitstellen. Die Anger Garage mag ein Relikt der Mobilität des letzten Jahrhunderts sein, ist aber dennoch in ihrer Repräsentanz und in ihrem architektonischen Ausdruck zum öffentlichen Raum wesentlicher Merkpunkt in zentraler Lage im Dorf. Um im neuen Zentrum nicht zusätzlich einen weiteren Verkehrserreger zu erzeugen wird die neue zweigeschossige Garage über die bestehende Angergarage angeschlossen. Dabei wird das Gelände so genutzt, dass die Anbindung unter den Leitungsträgern in der Straße erfolgen kann. Der Basisvorschlag sieht eine Anbindung der neuen Garage im ersten Untergeschoss der Anger Garage vor. Um eventuell rascher zur Umlade Station im Untergeschoss der Oberlechbahn zu gelangen ist auch eine Anbindung über Anger Garage im Erdgeschoss möglich. Dabei folgt eine flache, unterirdische Rampe dem Geländeverlauf der Straße Anger und führt nahezu direkt zum Untergeschoss der Oberlechbahn.

        Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit von Gemeindeamt und Mehrzweckgebäude gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Beide neu zu errichtenden Gebäude werden zum Teil in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Im Besonderen soll der neue Mehrzwecksaal in einer sichtbaren Holzkonstruktion erfolgen. Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe sollen eigene Wälder als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.

        aus dem Jurybericht

        "... Zwei neue, gleichhohe Gebäude bilden mit der bestehenden Anhöhe der Kirche St. Nikolaus einen Dorfanger, welcher einen erlebbaren kommerziellen Knotenpunkt schafft. Die Durchlässigkeit stellt ein übergeordnetes Ordnungsprinzip dar. Die Stellung der beiden Baukörper folgt der Bebauung entlang des Lechs und setzt konsequent die städtebauliche Konsistenz der vorhanden raumbildenden Ordnung fort. Die städtebauliche Anordnung der beiden Baukörper schafft interessante Blickbeziehungen zwischen den Bereichen am Lechufer und einer klaren überzeugenden Vorzone im Bereich der Landestraße. Die einzelnen Funktionsbereiche sind klar ablesbar den Gebäuden zugeordnet. Die im Kulturgebäude angeordnete zweigeschossige Handelsfläche wird kritisch beurteilt und seitens der Jury angeregt, dass der Handel jedenfalls nur im Bereich des Erdgeschosses anzuordnen ist und teilbar sein sollte. Die Zugangssituationen zu den einzelnen Bereichen sind übersichtlich und klar zu den Außenbereichen angeordnet, ebenfalls die positive Verkehrsführung, sowohl für Fußgänger als auch für den motorisierten Verkehr. Die sehr stringente Haltung, sowohl städtebaulich als auch in der Formensprache der Fassade wirkt sehr überzeugend. ..."