1. Preis EU-weiter Wettbewerb
Gemeinde Mellau
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Die gegenwärtige und historische Dorfstruktur von Mellau besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser urban - dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der neue kommunale Kern ist hier, neben den bestehenden wirtschaftlichen Zentren, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.
Die beiden neuen Gebäude des Kindergartens und des Mehrzwecksaals bilden mit der bestehenden Volksschule einen Dorfanger, eine Allmende, die mit der Kirche St. Anton und dem Gemeindeamt um die bestehende Dorflinde ein erlebbares kommunales Zentrum schaffen.
Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohem Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Generationen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die zentrale Erschließung über die Allmende und die unterirdische Vernetztheit.
Der zweigeschossige Kindergarten südlich von St. Anton kommuniziert mit der gegenüberliegenden Schule, flankiert vom Mehrzwecksaal. Südlich und östlich formen sich kleinteiligere Außenräume, die vorwiegend dem Kindergarten zugeordnet sind. Im Inneren bildet die zentrale Erschließung mit ”durchgestecktem” Aufenthaltsbereich die zentrale Mitte, um den sich alle Räume gruppieren. Dem Mehrzwecksaal ist ein breites Foyer vorgelagert.
Tief dringt hier Licht und umgebender Naturraum ins Innere und gibt einen erhabene Blick auf den Anger, die Bühne des Dorflebens, frei. Die Erschließung erfolgt Mittig und ist um zwei Stiegenaufgänge an den Ecken des Gebäudes zum Platz ergänzt. Während der eine vorzugsweise den Schülern vorbehalten ist, ist der andere Aufgang von der Tiefgarage mit 45 Einstellplätzen und gleichzeitig Zugang zum Musikproberaum. Über ein kleines Foyer im Untergeschoß öffnet sich die intime Halle der Ton- und Trachtenkünstler. Stimmungsvoll tritt hier über ein breites Band von oben Licht in diesen Raum.
An der westlichen Stirnseite des Mehrzwecksaals folgt als weiteres Glied in der Sequenz der Außenräume ein kleiner Sportplatz. Die Oberflächen des zentralen, halbumschlossenen Angers sind teilversiegelt.
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Holzbohlen strukturieren die Betonoberflächen und werden von jahreszeitlich unterschiedlichen gärtnerischen Interventionen abgelöst. Temporäre und kausale Nutzungen sollen reibungslos ineinander übergehen. Die Blumenwiese des Sommers ist der Eislaufplatz des Winters. Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit von Kindergarten und Mehrzwecksaal gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Beide neu zu errichtenden Gebäude werden in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe soll der gemeindeeigene Wald als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.
aus dem Jurybericht
"... Zwei kubische Baukörper fassen in selbstverständlicher Weise in Ergänzung mit der bestehenden Bebauung den neuen Dorfplatz und vervollständigen diesen zu einem Gesamtensemble. Im südlichen Baukörper befinden sich in schöner Abfolge ein zweigeschossiger Aussenbereich, das Foyer mit den notwendigen Vertikalerschliessungen ins UG und der Saal. Im Untergeschoss sind die Saalnebenräume und die Räume des Musikvereins untergebracht. Im östlichen Baukörper ist der Kindergarten situiert. Die gewachsenen Durchwegungen bleiben erhalten. Die funktionalen Zuordnungen überzeugen durchgehend und erfüllen die Vorstellungen der Nutzer in hohem Masse. Die beiden Baukörper sind präzise gesetzt und harmonieren im Massstab mit der umliegenden Bebauung. Die Grösse der Gebäude wird durch die filterhafte Ausbildung der Wand- und Deckenzonen insbesondere im Eingangsbereich zum Saal optisch reduziert und erzeugt atmosphärische Qualitäten. Die Grundrisse sind in allen Geschossen überzeugend in ihrer Klarheit und Orientierbarkeit. Daraus ergeben sich differenzierte Sichtbezüge, Durchblicke und lichtdurchflutete Innenräume. Die unterirdische Erschliessungsachse erfüllt auf einfache Weise die Erschliessung aller Raumbereiche. Hinweise des Preisgerichtes zur Weiterentwicklung des Siegerprojektes: Die in der Wettbewerbsarbeit verschobene Dorflinde ist, wie in der Ausschreibung formuliert, zwingend zu erhalten und die massstäbliche Veränderung des Wettbewerbsgebietes ist unverständlich."