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Dorfhus Düns

2016

Öffentlich

6822 Düns, AT

1. Preis geladener Wettbewerb

Errichtergemeinschaft aus Konsumgenossenschaft und Gemeinde Düns

      • Die gegenwärtige und historisch gewachsene Dorfstruktur von Düns besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser kleindörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der kommunale Kern um das Dorfhus, das Gemeindeamt, der Volkschule und der einprägsamen Pfarrkirche hl. Antonius Abt mit Friedhof und der Grabstätte Gehm ist hier, neben den umgebenden Walser Paarhöfen, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.

        Das neue Dorfhus Düns bildet mit diesen bestehenden Gebäuden und den sich in die umgebenden Landschaften öffnenden Rhythmus einen Dorfanger, eine Allmende, die zwischen Kirche und und Dorfhus um den Dorfbrunnen ein erlebbares kommunales Zentrum schafft.

        Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohen Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Generationen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die fußläufige Erreichbarkeit über diese Begegungszone und ihre sichtbare Vernetzheit.

        Das neue Dorfhus folgt formal sowohl in Proportion und Dachneigung der Straßen begleitenden Gebäudetypologie entlang der Dorfstraße, kommuniziert mit der gegenüberliegenden Schule und dem Gemeindeamt um sich dann dem Dorfraum in Richtung Kirche zu öffnen. Dieses sequenzielle Verdichten und Öffnen der Gebäudestrukturen im Einklang mit einer einfachen Gebäudeform gibt dieser dörflichen Mitte einen angenehmen Halt.

        Der Straßenseitige leichte Rücksprung im Erdgeschoss markiert die Zugangszone sowohl zum Laden, der Bücherei, den gastronomischen Bereichen und den Wohnungen. Zugleich ist dieser Bereich gedeckter Aufenthalts- und Wartebereich, der sich auf die südöstliche Terrasse des Cafés verlängert. Der westliche Teil ist mit eigenem Zugang dem Büro Dreiklang vorbehalten. Die interne Verknüpfung all dieser Bereiche erfolgt über das mittige ”Ladenpult”. Von hier aus werden Infos zum Tourismus ebenso feilgeboten wie Alltagswaren und kulinarische Besonderheiten der Region. Auch die Leihbücherei ist hier Teil dieses Konzepts. Um im Erdgeschoss eine möglichst hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität in der Nutzung und Möblierung zu gewährleisten sind sämtliche Nebenräume und Lagerflächen im Untergeschoss angeordnet. Diese Anpassungsfähigkeit wird letztlich durch die Stützenfreiheit im Erdgeschoss, die Schlankheit des Gebäudes und die bewegliche Einrichtung (verschiebbare Regale) ermöglicht. In den beiden Obergeschossen befinden sich fünf Wohnungen bzw. eine Arztpraxis.

        Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Das neu zu errichtende Gebäude wird in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Die raumhohen, vorgefertigten Riftbrettelemente bilden den Rahmen für die tiefer liegendene Konstruktion und geben dem Gebäude eine angenehme Tektonik.

      • Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe soll – wenn möglich - der gemeindeeigene Wald als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.

        aus dem Jurybericht

        "... Das Projekt reagiert auf die komplexen Rahmenbedingungen von Ort und Gebäudeinhalt mit einem schmalen längsorientierten Baukörper. Die längsrechteckige Gebäudeform mit Satteldach entwickelt sich logisch und folgerichtig aus den bestehenden baulichen Themen des Ortes und überzeugt durch seine ortsbauliche Stellung. Die kompakte Organisation der Grundrisse entwickelt einen in Größe und Ausdehnung optimierten Baukörper, der sich gut in den bestehenden Kontext einzufügen vermag und dadurch auch ein Maximum an Freiflächen generiert. Die Lösung der Aufgabe in einem einzigen Baukörper ermöglicht das einwandfreie Funktionieren zwischen den Bereichen von Laden und Café und die Bedienung der beiden Bereiche durch lediglich eine Person (als wesentlicher Faktor für die Möglichkeit die beiden Angebote wirtschaftlich betreiben zu können). Ein weiterer Eingang bedient den südöstlich gelegenen Gastgarten und dient außerhalb der Öffnungszeiten
        des Ladens als Haupteingang zu Café- und Veranstaltungsbereich. Ein zentraler Kern mit Treppe und Lift erschließt auf einfachste Art sämtliche Funktionsbereiche. Die gemäß Raumprogramm geforderten Wohnungen befinden sich barrierefrei erschlossen im ersten Obergeschoss und orientieren sich Richtung Südwesten. Die Projektanten schlagen zusätzlich zum Raumprogramm ein weiteres Geschoss mit einer Kniestockhöhe von 1,80m und einem großzügigen Dachraum für Wohnnutzungen an. Diese Überhöhe wird als konstruktiver und ortsbaulich gut verträglicher Vorschlag gewürdigt, bedeutet jedoch einen Verstoß gegenüber der nachbarschaftlichen Vereinbarung. Bei einer Korrektur der Gebäudehöhe durch Entfall des Dachgeschosses ist die Erfüllung des Raumprogrammes in Bezug auf Wohnungsanzahl und Wohnungsschlüssel voll und ganz gewährleistet. Als sehr positiv wird der in den Baukörper eingeschnittene überdeckte Vorbereich gewertet, von dem aus logisch und selbstverständlich sämtliche Eingänge erschlossen werden. Die Vordachzone kann auch als Wartebereich der Bushaltestelle dienen, die Nähe zu den Eingangsbereichen entwickelt die Möglichkeit von Begegnungen und Kommunikation. Die Materialisierung mit einfachen und natürlichen Baustoffen entspricht den Intentionen der Ausloberin und ermöglicht ein gutes und selbstverständliches Einpassen in die gebaute Umgebung sowie im Inneren eine gute und stimmige Atmosphäre. Die Fassadensprache entspricht gut der gestellten Aufgabe, deren Gestaltung durch eine einheitliche filterartige Schicht aus Holzprofilen wirkt noch etwas zu wenig kompakt in Relation zur Grundaussage des Baukörpers. Leichte Mängel bestehen auch im Logistikbereich von Anlieferung, Lagersituation und
        Ladenbüro."