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Wohn- und Geschäftsgebäude Thalbachasse 4

2011 - 2014

Wohnbau

6900 Bregenz, AT

direkter Auftrag

russ media immobilien GmbH

Fotocredits: Bruno Klomfar, Büro D\M

  • best architects 15
  • best architects 15 award Publikation
  • Beschreibung der Projektidee

    Varianz statt Addition

    Bauen ist nicht von Vernunft bestimmt, Bauen unterliegt Konventionen und nur selten entwischt man den eingeschliffenen Gewohnheiten obwohl längst funktionierende andere Lösungsmodelle vorhanden sind. Und dies gilt besonders für den österreichischen Wohnbau. Das kleine freifinanzierte Wohn- und Geschäftshaus in Bregenz mit dem Vorarlberger Medienhaus als Bauherren sollte sich von Anfang an gegen den Mainstream der Bauträger stellen, es sollte zeigen, dass Vielfalt anstelle von Wiederholung und der gezielte Einsatz von räumlichem Reichtum und bewusst gewählter Materialität den Kunden mehr ansprechen als das Gewohnte. Ein aufgeklärter Bauherr wurde hier zum Partner der Architektur.

    Jede Geschäfts- bzw. Wohneinheit besitzt einen zweigeschossigen Luftraum, der ins nächste Geschoss übergreift usw. Diese vertikalen Erweiterungen bilden sich in den rhythmisierten Fassaden entsprechend der inneren Logik der Grundrisse wieder ab. Dabei gleicht kein Grundriss dem anderen.

    Der weiße mit Jura Kalk vermengte Sichtbeton der äußeren Hülle wurde abgewaschen und ist plastisches Ausdrucksmittel dieses Stadthauses auf knappem Grund. Nur die Fenster erhielten eine glatte Laibung. Die dunkel eloxierten Fenster in diesen Nischen liegen in verschiedenen Ebenen. Diese technisch präzise Tektonik tritt mit der haptischen Porosität des Sichtbetons in ein Spannungsfeld, das erst auf den zweiten Blick erkennbar wird.

    Das Gebäude wurde andersrum - innengedämmt - gebaut. Der äußeren Hülle schütz -  einem alten Gemäuer gleich – durch die passive Bauteilaktivierung. Die thermische Trägheit der Masse reagiert dabei dynamisch auf Sonneneinstrahlung und Temperaturverlauf und gibt sie verzögert weiter. Die Innendämmung ermöglicht eine rasche Komfortanpassung, die besonders bei ganztags beschäftigten Stadtbewohnern sehr gut ankommt.

  • Darstellung der Projektentwicklung durch den Bauherrn

    Nachdem wir bereits vor zirka vier Jahren mit den Architekten Dorner\Matt ein Geschäftshaus erfolgreich saniert hatten wollten wir uns an ein neues Projekt wagen und diese Leistung prolongieren. Die Architekten waren bei diesem Umbau äußerst flexibel, innovativ und zum Teil richtig erfindungsreich. In den ersten Diskussionen und Skizzen versuchten sie uns von einer Wohnungsvielfalt und einem bewussten ”Extra” - wie sie es nannten - zu überzeugen. Neben der Lagegunst sollte auf knappem Raum die Verschiedenheit zur Identifikation führen. Auch die Frage des Wohnkomforts, speziell für städtische Bewohner, die Tags über kaum anwesend sind sollte eine passende, alternative Lösung  erarbeitet werden.

    Nach mehreren Bemusterungen, Gesprächen mit Bauphysikern und anderen Fachberatern entschieden wir uns das Gebäude innen zu dämmen. Die äußere Fassade wurde in Sichtbeton errichtet. Unsere anfänglichen Zweifel wichen je mehr wir uns auf einen Dialog mit den Architekten einließen und uns das Verständnis ihrer Arbeit aneigneten. Unermüdlich wurden Modelle zum besseren Verständnis der räumlichen Zusammenhänge gebaut. Die zweigeschossigen Lufträume in den Wohnungen bilden in dieser tiefen Lage des Thalbachs in Bregenz einen besonderen Mehrwert und geben den Wohnungen bis tief ins Innere Licht zurück. Alle Wohnungen waren sofort vergeben. Bewohner fragten uns sogar, ob wir dieses Gebäude nicht an einem anderen Ort nochmals errichten könnten. Wir werden mit den Architekten wieder bauen.